Traditionelle Taufe der Lehrabgänger im Thut-Brunnen

Von Alexandra Birrer / Zofinger Tagblatt

Wie es die Tradition aus dem 16. Jahrhundert will, wurden die erfolgreichen Lehrabgänger Ramon Hilpert (Polygraph) und Michael Sindani (Drucktechnologe EFZ) eingefangen, in einem Käfig in die Stadt transportiert und in einem Brunnen «getauft». So werden die Lehrabgänger zu Jüngern Johannes Gutenbergs, dem Erfinder des Buchdrucks. Der Begriff des Gautschens kommt selbst auch aus der Druckerbranche – genauer aus dem Papierherstellungsprozess.

Dieses Jahr fand die Gautschete zum ersten Mal am Nachmittag und nicht am Morgen statt. Gautschmeister Thomas Boettger erklärt: «Es ist praktischer nach der Gautschete nicht wieder zur Arbeit gehen zu müssen, gerade wenn man triefend nass ist.» Auch Boettger wurde als junger, frisch ausgelernter Schriftsetzer gegautscht. Wie sein Vater wurde auch er später zum Gautschmeister ernannt. Dieses Jahr war jedoch Boettgers letzte Zeremonie als Meister.

Unerwartete Flucht des Gäutschlings
Thomas Boettgers letzte Gautschete machte ihm jedoch alle Ehre. Anfangs verlief alles noch planmässig: Die Gäutschlinge wurden schnell und ohne grosse Gegenwehr in den Käfig gesperrt und der Weg zum Thut-Brunnen in der Zofinger Altstadt war kürzer als erwartet. Dann jedoch die Überraschung: In der Vorderen Hauptgasse angekommen, befreite sich Ramon Hilpert aus dem Käfig und sprintete die Gasse runter. Erfolglos versuchten die Packer ihn einzufangen. Die Gruppe musste ohne ihn weiterziehen und auch noch eine Weile warten, bis der Flüchtende wieder zurückgebracht werden konnte. Dann galt es jedoch für beide Lehrabgänger ernst: Einer nach dem anderen wurden sie auf einen nassen Schwamm auf dem Brunnenrand gesetzt. Boettger sprach dazu den traditionellen Taufspruch und kurz darauf landeten die Lehrabgänger im Brunnen.